Die Geschichte eines kleinen Dackels - Teil IV

                                                                                                                                         Juli 2013

Liebe Dackelfreunde,

ich muss Euch unbedingt wieder ein paar Neuigkeiten erzählen, das Leben als Dackel ist wirklich äußerst aufregend!
Jeden Tag gibt es neue Dinge zu entdecken. In meine sogenannten „Eingewöhnungsphase" mache ich – meiner Meinung nach – Riesenfortschritte: Ich pinkle fast nur noch draußen – ich konnte mein Frauchen einfach nicht davon überzeugen, mir für drinnen auch ein Leckerli zu geben. Außerdem hat sie nun endlich kapiert, dass meine Verdauung der eines Durchlauferhitzers entspricht: Wenn ich meine Schüsselchen leer gefressen habe (wo immer viel zu wenig drin ist), dauert es knapp zehn Minuten und ich muss einfach mal müssen. Aber Frauchen lernt dazu, das muss ich ihr hoch anrechnen.
Meine ungebremste Energie als Jagdhund führt immer mal wieder dazu, dass ich versuche, die Ferse und die Hosenbeine meines Frauchens zu fangen, weil ich mir einbilde, das könnte ja auch ein Kaninchen oder ein Dachs sein, den ich unbedingt jagen muss. In letzter Zeit habe ich damit ziemlich schlechte Erfahrung gemacht: Frauchen fängt mich dann ein und drückt mich auf den Boden (tut aber nicht weh – sie macht das ganz sanft, weil sie mich ja lieb hat), und dann kann ich mich nicht mehr rühren. Ich brauch dann immer ziemlich lange, bis ich mich wieder beruhigt habe, aber mein Frauchen hat da eine schier unerschöpfliche Geduld!
Ich möchte ihr so gerne zeigen, dass ich hier der Boss bin, aber irgendwie akzeptiert sie das nicht. In letzter Zeit entwickelt Frauchen ganz seltsame Angewohnheiten: Zum Beispiel soll ich mich im Garten hinsetzen, dann geht sie einige Schritte von mir weg und läuft um mich rum, mal in die eine, mal in die andere Richtung. Finde ich ziemlich langweilig, aber ich behalte sie immer im Auge. Spannend wird's erst, wenn sie mich dann ruft, dann sprinte ich ganz schnell zu ihr, dann gibt es nämlich ein Leckerli ! Und dann schaut sie mir ab und zu so ganz tief in die Augen, und wenn ich sie dann auch anschaue, werde ich richtig abgeschmust, das ist fein !
Ach ja – dazu gibt es auch noch was zu erzählen: Wenn ich etwas so mache, wie Frauchen es möchte, sagt sie immer mit ganz hoher Stimme „feiiiiiiin – feiiiiiiin – feiiiiiiin" zu mir. Also ein Leckerli ist mir lieber, aber gelobt werden tut schon auch ganz gut – obwohl ich neulich bemerkt habe, dass die Nachbarn hinter unserem neuen Zaun (extra wegen mir gebaut) etwas fragwürdig rüber schauen, so als hätte Fraulchen nicht mehr alle Tassen im Schrank. Wenn wir spazierengehen, Frauchen nennt das „strukturierten" Spaziergang, dann schlägt sie sich immer mit der linken Hand ans Bein und sagt „Fuß" – da weiß ich nun gar nicht, was das soll. Als ob ich nicht wüßte, dass das ihr Fuß ist. Naja, die Zweibeiner haben manchmal schon eigenartige Angewohnheiten. Ob das daher kommt, dass ihr Kopf soweit vom Boden entfernt ist? Ist vielleicht nicht gut fürs Gehirn. Das würde immerhin erklären, warum wir Dackel so intelligent sind – immerhin ist unser Gehirn durch unsere tiefe Lage ziemlich nahe am Boden.

Neulich hatten wir wieder ein tolles Dackeltreffen: Wir waren in einem Gasthaus in einem großen Saal mit Bühne und viele von uns durften dort mit Herrchen oder Frauchen rund um laufen und wurden von allen bewundert. Eine Frau hat immer ein paar kluge Worte dazu gesagt, wer von uns wo an der richtigen Stelle die richtigen Haare hat oder so – ganz habe ich das nicht verstanden. Aber ich habe wieder viele Dackelfreunde und –freundinnen getroffen – war ganz toll ! Frauchen meint, nächstes Jahr darf ich auch auf der Bühne rundum laufen. Das ist schon wirklich sehr aufregend, dieses Dackelleben ! Ich melde mich bald wieder!

Euer Poldi

©Margit Simon